Rheinische Post...20.06.2008

Link: http://www.rp-online.de/niederrheinnord/kleve/nachrichten/kleve/Dosenoeffner-auf-Hausbesuch_aid_581024.html

Dosenöffner auf Hausbesuch

VON LENA VERFÜRTH - zuletzt aktualisiert: 20.06.2008

Kleve (RP) Melanie Piotrowicz hat eine tierische Marktlücke entdeckt: Sie betreut Haustiere, wenn ihre Herrchen verreist sind – und zwar vor Ort. Die Tiernärrin hat selbst zwei Katzen und ein großes Herz für Tiere aller Couleur.

In rund einer Woche, wenn die Schulferien beginnen, wird Melanie Piotrowicz alle Hände voll zu tun haben. Die Katzenmama hat sich vor Kurzem mit einer mobilen Tierbetreuung in Kleve selbständig gemacht. In Tierpensionen sind die sensiblen Tiere anfälliger für Magen-Darmerkrankungen, Appetitlosigkeit und psychische Probleme. In der gewohnten Umgebung dagegen kommen sie ganz gut allein klar, solange sie gefüttert werden und ihr Katzenklo gesäubert wird. „Wir sind ja nur Dosenöffner,“ erklärt die 29-Jährige.

Ihre eigenen Tiere, Katze Luna von der Tierauffangstation in Pfalzdorf und Kater Pia, der sich erst spät als Junge herausgestellt hat und auf seinen Mädchennamen hört, sind vollwertige Familienmitglieder.

„Katzen sind mein Leben“

Es sei eine einseitige Liebe, meint Piotrowicz schmunzelnd. „Im Grunde sind wir für die nichts anderes als Sklaven, sie beherrschen uns, erziehen können wir sie nicht“, sagt sie und ist nicht im mindesten enttäuscht darüber. „Sie sind sehr eigen, man kann sie nicht einfach so hinbiegen, wie man es gerne will.“ Und dennoch, oder gerade deshalb, wird Melanie Piotrowicz nicht müde zu betonen: „Katzen sind mein Leben“.

Ihre Hausbesuche beschränkt die 29-Jährige allerdings nicht nur auf das Öffnen von Konserven – sie nimmt sich viel Zeit, um mit den Tieren zu schmusen und zu spielen, hat immer ihren Koffer mit Spiel- und Naschzeug parat. „Ich habe zum Beispiel immer eine Stange dabei, an der ein Gummiband und ein Glöckchen befestigt sind, damit flitz ich dann durch die Gegend.“ Und Käsetaschen hat sie dabei, die würden alle Katzen liebend gern mögen.

Die Tierhalter selbst entscheiden, wie oft und wie lang ihre haarigen Freunde besucht werden sollen. Auch Vögel, Kaninchen und Meerschweinchen werden von der Tierliebhaberin betreut, damit kennt sie sich bestens aus. Sie würde auch Blumen gießen, Briefkästen leeren oder mit Hunden Gassi gehen, wenn das gewünscht werde.

Für das kostenlose Erstgespräch nimmt sich die Tiersitterin viel Zeit, um Herrchen und den tierischen Kunden kennenzulernen. „Ich hab dann immer eine Packung Leckerchen zum Verwöhnen dabei“, gesteht sie. Ein Vertrag zwischen Tierhalter und der Betreuerin sichere den Tierhalter im Falle eines Schadens ab.

Einmal ist sie bislang von einem Kater gebissen worden, allerdings passierte das beim Spiel. „Das war für ihn auch eine Stresssituation“, nimmt sie den beißfreudigen Kater in Schutz, „aber nachher sind wir noch richtig gute Freunde geworden“.